Ich mag diese Geschichte sehr, weil sie so schön aufzeigt, dass es keinen Sinn macht vorschnell zu urteilen…

“Vor langer, langer Zeit lebte ein einem Dorf im Norden Chinas ein Mann, der ein wunderschönes Pferd besaß. So schön war dieses Pferd, dass die Leute von weit her kamen, um es zu bewundern. Und sie alle waren sich darin einig, dass der Mann gesegnet war, weil er so ein schönes Pferd besaß.
“Mag sein, erwiderte er. “Aber was wie ein Segen aussieht, könnte auch ein Fluch sein.”
Eines Tages riss das Pferd aus und war verschwunden. Die Leute kamen herbei, um in Anbruch des Unglücks ihr Bedauern auszudrücken.
“Mag sein”, antwortete er. “Aber was wie ein Fluch aussieht, könnte auch ein Segen sein.”
Einige Wochen später kam das Pferd zurück, und zwar nicht alleine, sondern mit einer großen Herde Wildpferde. Dem Gesetz nach gehörten diese nun dem Mann und machten ihn reich.
Die Nachbarn kamen herbei, um ihm zu diesem Glück zu gratulieren.
“Nun bist du in der Tat gesegnet worden.”
“Mag sein. Aber was wie ein Segen aussieht, könnte auch ein Fluch sein.”
Nur einige Zeit später versuchte sein Sohn, der einzige Sohn, eines dieser Wildpferde zu reiten. Er wurde abgeworfen und brach sich das Bein. Die Nachbarn kamen herbei und drückten ihr Bedauern aus. Es konnte sich nur um ein Fluch handeln.
“Mag sein”, sagte der Mann. “Aber was wie ein Fluch aussieht, könnte auch ein Segen sein.”
Eine Woche später kam der König durch das Dorf und zog alle tauglichen jungen Männer ein, um in den Krieg gegen die Leute aus dem Norden zu ziehen. Es war ein fürchterlicher Krieg. Alle jungen Männer aus dem Dorf kamen dabei ums Leben. Einzig der Sohn des Mannes überlebte, weil er ein gebrochenes Bein hatte.
Seitdem sagen die Menschen in diesem Dorf: “Was wie ein Segen aussieht, könnte ein Fluch sein. Was wie ein Fluch aussieht, könnte ein Segen sein.”