Yin Yoga
Praxis und Wirkung
Folgt man der traditionellen chinesischen Medizin (TCM), so ist alles, was existiert, entweder Yin oder Yang zugeordnet. Yang bedeutet Aktivität, Dynamik und Wärme, Yin steht für Ruhe, das Nährende und das Kühle. Beide Prinzipien ergänzen sich. In der Hatha Yoga Praxis sprechen wir von Sonne und Mond.
In der TCM spricht man von “zwei Krankheiten”: zu wenig Chi (Lebensenergie bzw. Vitalkraft unseres Organismus) und zu viel Chi. Für einen ausbalancierten Chi-Fluss brauchen wir sowohl Yin als auch Yang. In unserer westlichen Gesellschaft erleben wir jedoch einen Überschuss an Yang, der uns auch auf der körperlichen Ebene sehr zu schaffen macht. TCM sieht die Ursache für Beschwerden und Erkrankungen stets in einem gestörten Fluss der Lebensenergie, des Chi. Auch chronischer Stress erschöpft unser Chi.
Yin Yoga löst Chi-Blockaden, harmonisiert den Energiefluss und füllt bis zu einem gewissen Grad unsere Vitalkraft wieder auf.
Auch die Meridiane (Energieleitbahnen im Körper) lassen sich mit einem Fluss vergleichen, in dem ständig Wasser fließt. Zu wenig Energie kann sich genauso ungünstig auswirken wie zu viel Energie. Unser Körper verfügt über zwölf Hauptmeridiane, die auf der linken und auf der rechten Körperseite verlaufen.
Auch Organe werden Yin (Speicherorgane) oder Yang (Hohlorgane) zugeordnet und sie bilden Paare, damit Yin und Yang ausgewogen bleibt. Jedes Organpaar ist durch Meridiane miteinander verbunden. Jedes der Organpaare ist außerdem mit einem der fünf Elemente der daoistischen Kosmologie und – über diese Elemente – mit unseren Gefühlen assoziiert. Da das Zusammenspiel der Fünf Elemente stets ein dynamischer Prozess ist, spricht man auch von den Fünf Wandlungsphasen.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Funktionskreise des Körpers mit ihren Organen und den Themen der Elemente:
Holz | Feuer | Erde | Metall | Wasser | |
Organe | Leber, Gallenblase |
Herz, Dünndarm |
Milz, Magen | Lunge, Dickdarm | Niere, Blase |
Yin | Leber | Herz | Milz | Lunge | Niere |
Yang | Gallenblase | Dünndarm | Magen | Dickdarm | Blase |
Emotion | Wut, Ärger, Mitgefühl |
Hass, Stress, Liebe, Freude | Sorge, Gleichmut | Trauer, Mut | Angst, Weisheit |
Chakra | Nabelchakra | Herzchakra | Nabelchakra | Halschakra | Wurzelchakra, Sakralchakra |
Funktion | kontrolliert den Chi-Fluss sowie die Entgiftung im Körper | Blutkreislauf, Aufnahme von Nährstoffen | Verdauung, Verteilung der Nährstoffe | Atmung, Ausscheidung | Geschlechtsorgane, Harnsystem, Blutreinigung |
Farbe | Grün | Rot | Gelb | Weiß | Blau, Schwarz |
Jahreszeit | Frühling | Sommer | Spätsommer | Herbst | Winter |
Tabelle in Anlehnung an Stefanie Arend, “Gesund durch Yin Yoga”, 4. Auflage 2018
Anwendungsbeispiele
- chronischer Stress und Erschöpfungszustände
- innere Unruhe und Rastlosigkeit
- wenn das Leben hektisch geworden ist
- Rückenschmerzen
- inneres Ungleichgewicht
- bei körperlichen Wunden oder nach Operationen (Vorsicht nach der Schwangerschaft)
- während des Menstruationszyklus (um Energie zu erhalten)